Zuckerfabrik, die heute als Museum zeitgenössischer Kunst dient, ausgestellt. Kurator Gunnar B. Kvaran hat als Thema "Entre-temps... brusquement, et ensuite" gewählt, was auch in der deutschen Übersetzung nicht mehr Klarheit verschafft: „Zwischenzeitlich... plötzlich, und dann." Während des Veranstaltungszeitraums, soll aufgezeigt werden, wie Kunst mit Storytelling umgeht. Im digitalen Medienzeitalter, werden Menschen mit erzählenden Bildern überflutet. Die Frage dabei ist, welchen Stellenwert die moderne Kunst einnimmt.
Die Geschichte hinter Colens Installation lässt sich schnell wiedergeben: Der nackte Mann, welcher ein Abbild des amerikanischen Schöpfers ist, lieferte sich ein Wettrennen mit bekannten Comic-Figuren der 30er bis 60er Jahre – namentlich Wile E. Coyote, Roger Rabbit und Kool-Aid Man. Dabei scheuten sie auch vor Wänden nicht zurück und hinterließen in diesen Löcher, die die Form ihrer Silhouetten aufweisen. Völlig erschöpft liegen sie nun auf dem Boden des Museums. Die Ausstellung beginnt also mit dem Ende eines Kontests, was ein Paradox darstellt.
Die Geschichte hinter Colens Installation lässt sich schnell wiedergeben: Der nackte Mann, welcher ein Abbild des amerikanischen Schöpfers ist, lieferte sich ein Wettrennen mit bekannten Comic-Figuren der 30er bis 60er Jahre – namentlich Wile E. Coyote, Roger Rabbit und Kool-Aid Man. Dabei scheuten sie auch vor Wänden nicht zurück und hinterließen in diesen Löcher, die die Form ihrer Silhouetten aufweisen. Völlig erschöpft liegen sie nun auf dem Boden des Museums. Die Ausstellung beginnt also mit dem Ende eines Kontests, was ein Paradox darstellt.
„Würde dort eine Frau liegen, wäre es für dich doch keine Überraschung gewesen."
Viele Besucher lassen sich jedoch nicht von diesem Paradoxon verwirren, sondern vielmehr von dem Fakt, dass sie auf einen nackten Mann blicken, sobald sie die große Eingangshalle betreten. Ein Tag im Museum bringt darüber eine große Erkenntnis: Kinder laufen und springen ganz unbefangen um den unbekleideten Kerl, wohingegen Erwachsene nur zögerlich auf ihn zugehen. „Ich habe mich etwas überrumpelt gefühlt", gibt ein Besucher zu. „Ach komm", schmunzelt seine Freundin und schlingt dabei ihren Arm um seinen Rücken. „Würde dort eine Frau liegen, wäre es für dich doch keine Überraschung gewesen."
Vielleicht erzählt uns Dan Colens Darstellung eine ganz andere Geschichte, als die von ihm angedachte. Eine, die unbeeindruckt ist, von den Comicfiguren, die sich neben seinem unverhüllten Reprodukt, ausruhen. Vielleicht erzählt er uns vielmehr die politische Geschichte einer patriarchalischen Gesellschaftsstruktur; die, der Realität. Menschen werden von Medien nämlich immer wieder mit einem bestimmten Bild konfrontiert: dem, der nackten Frau. Bereits die Guerilla Girls, die feministische Gruppe, welche sich seit den 80er Jahren in Gorillaverkleidung zeigen, wiesen darauf hin, dass nicht-bekleidete Frauen überrepräsent sind. Nach eigener Zählung im Metropolitan Museum of Modern Arts konnten sie ihre Thesen mit einer erstaunlichen Zahl unterstützen: 83 Prozent der ausgestellten nackten Figuren sind weiblich. Da bleibt es nicht weiter verwunderlich, dass der unverhüllte Mann im Sucrière eine Irritation auslöst.
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war der nackte Mann nur in der Rolle des Märtyrers oder des mythischen Helden denkbar. Es war eine Rolle, die er einnahm und spielte. Mit der industriellen Revolution und den zwei Weltkriegen wurde dieses Bild jedoch gekippt - waren verstümmelte und abgenutzte Arbeiter im täglichen Straßenbild die Ordnung. Fortan sollte der Mann in schicker Kleidung als Statussymbol gezeigt werden.
Bei Frauen verhielt sich dies anders. Durch die sexuelle Revolution ab den 50er Jahren wurden bloße Frauenkörper gewöhnlich. Schnell wurde der Mehrwert seitens großer Konzerne darin festgestellt, die sich seither daran erfreuen, ihr Wasser mit dem Evakostüm zu verkaufen. Models, Schauspielerinnen, Sängerinnen. Zöge eine von ihnen blank, würde das einen Skandal auslösen? Mal ehrlich, schon längst nicht mehr. Denn lange schon sind wir dieses Bild in unserem Alltag gewöhnt.
Ein leichter Wandel der Zeit lässt sich erkennen. Zu denken wäre da beispielsweise an David Beckham, der sich in Unterwäsche für den großen Modekonzern H&M räkelt. Aber er stellt eine seltene Ausnahme dar. Nacktheit macht angreifbar und verletzlich. Somit wird das weibliche Geschlecht in die Rolle der Schwachen versetzt. Sollte die Schlussfolgerung daraus also sein, mehr Adamskostüme zu fordern, um Gleichberechtigung herzustellen und Männer genauso entblößt und fehlbar zu zeigen wie Frauen? Dann trägt auch das Musée d'Orsay in Paris dazu bei: hier kann man noch bis zum 12. Januar 2014 die Ausstellung „Männlich/Männlich. Nackte Männer von 1800 bis heute" sehen. Eine Überflut unbekleideter Männer in der Kunst – ein schönes Gegenstück zu der medialen Realität.
Vielleicht erzählt uns Dan Colens Darstellung eine ganz andere Geschichte, als die von ihm angedachte. Eine, die unbeeindruckt ist, von den Comicfiguren, die sich neben seinem unverhüllten Reprodukt, ausruhen. Vielleicht erzählt er uns vielmehr die politische Geschichte einer patriarchalischen Gesellschaftsstruktur; die, der Realität. Menschen werden von Medien nämlich immer wieder mit einem bestimmten Bild konfrontiert: dem, der nackten Frau. Bereits die Guerilla Girls, die feministische Gruppe, welche sich seit den 80er Jahren in Gorillaverkleidung zeigen, wiesen darauf hin, dass nicht-bekleidete Frauen überrepräsent sind. Nach eigener Zählung im Metropolitan Museum of Modern Arts konnten sie ihre Thesen mit einer erstaunlichen Zahl unterstützen: 83 Prozent der ausgestellten nackten Figuren sind weiblich. Da bleibt es nicht weiter verwunderlich, dass der unverhüllte Mann im Sucrière eine Irritation auslöst.
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war der nackte Mann nur in der Rolle des Märtyrers oder des mythischen Helden denkbar. Es war eine Rolle, die er einnahm und spielte. Mit der industriellen Revolution und den zwei Weltkriegen wurde dieses Bild jedoch gekippt - waren verstümmelte und abgenutzte Arbeiter im täglichen Straßenbild die Ordnung. Fortan sollte der Mann in schicker Kleidung als Statussymbol gezeigt werden.
Bei Frauen verhielt sich dies anders. Durch die sexuelle Revolution ab den 50er Jahren wurden bloße Frauenkörper gewöhnlich. Schnell wurde der Mehrwert seitens großer Konzerne darin festgestellt, die sich seither daran erfreuen, ihr Wasser mit dem Evakostüm zu verkaufen. Models, Schauspielerinnen, Sängerinnen. Zöge eine von ihnen blank, würde das einen Skandal auslösen? Mal ehrlich, schon längst nicht mehr. Denn lange schon sind wir dieses Bild in unserem Alltag gewöhnt.
Ein leichter Wandel der Zeit lässt sich erkennen. Zu denken wäre da beispielsweise an David Beckham, der sich in Unterwäsche für den großen Modekonzern H&M räkelt. Aber er stellt eine seltene Ausnahme dar. Nacktheit macht angreifbar und verletzlich. Somit wird das weibliche Geschlecht in die Rolle der Schwachen versetzt. Sollte die Schlussfolgerung daraus also sein, mehr Adamskostüme zu fordern, um Gleichberechtigung herzustellen und Männer genauso entblößt und fehlbar zu zeigen wie Frauen? Dann trägt auch das Musée d'Orsay in Paris dazu bei: hier kann man noch bis zum 12. Januar 2014 die Ausstellung „Männlich/Männlich. Nackte Männer von 1800 bis heute" sehen. Eine Überflut unbekleideter Männer in der Kunst – ein schönes Gegenstück zu der medialen Realität.